Alles eine Frage der Organisation

„Ordnung zu schaffen“ braucht zwei Dinge: einen Organisationsplan und Energie, um dann auch tatsächlich Ordnung schaffen zu können. Das ist ein kreativer Prozess und alles andere als lästig, was ja schnell geglaubt wird, sondern es ist essentiell.

Andere Kulturen sind uns da voraus, die wissen das offensichtlich. So basiert Kaizen auf der Vorstellung, dass alles, was ist, sofort wieder zu zerfallen beginnt – es sei denn, man investiert Zeit und Energie in die „kontinuierliche Verbesserung“. Dazu gehört selbstverständlich auch die Vorstellung wie das, was ist, erhalten werden soll.

Das Bewusstsein über die Form und damit über die (An-)Ordnung gehört immer auch dazu. Dass ich darüber nicht explizit nachdenke heißt nicht, dass es dieses Ordnungssystem nicht gibt, es heißt nur, dass ich es derart verinnerlicht habe, dass ich nicht mehr darüber nachdenken muss. Die Betonung liegt dabei auf Nachdenken, nicht auf Denken.

Es ist wichtig, sehr genau zwischen „nur“ zu denken und nachzudenken zu unterscheiden. Denke ich nach, handle ich nicht (und kann es auch nicht), denke ich hingegen, wird mir das erst später in der Reflexion bewusst. Ich denke also nie bewusst, was nicht bedeutet, dass ich „automatisch“ handeln würde.

Das bedeutet, wenn ich handle, handle ich immer sowohl körperlich wie ich auch gleichermaßen denke. Ich handle niemals automatisch, sondern denke und handle immer gleichermaßen – nur eben nie bewusst. „Begriffen“ habe ich das, seit ich Motorrad fahren gelernt habe. Da wurde mir klar, dass ich immer beides gleichzeitig mache, also denke und handle, aber nie bewusst.

Um fahren zu können, brauche ich also zum einen Form und zum anderen Handlung – und zwar beides gleichermaßen. Das Gute dabei ist, dass ich zum Motorradfahren eine spezifische Form brauche, die nichts anderes als eine spezifische Ordnung ist.

Bin ich beispielsweise höflich, dann halte ich mich an eine spezifische Form, was wiederum bedeutet, dass ich diese Form immer wieder gedanklich wie durch mein Handeln in Ordnung halte, mich also entsprechend organisiere. Ich brauche sowohl die Form wie das Handeln, damit ich höflich bin.

Angenommen, ich wäre unhöflich, würde jedoch erkennen, dass ich besser damit fahren würde, höflich zu sein. Dann muss ich erst einmal die konkrete Form und Ordnung planen, die ich in konkretes Handeln bewusst umsetzen kann, und zwar so lange, bis ich mein Denken entsprechend umgebaut habe, bis ich so denke und handle, also höflich bin – und weder bewusst darüber nachdenken, noch bewusst zu handeln brauche.

Solange ich noch übe, brauche ich diese Bewusstheit. Wenn ich es kann, brauch ich sie nicht mehr. Das kann erst einmal schwierig sein, etwa dann, wenn mir eine mir nicht bewusste Überzeugung entgegen steht, die ich mir bewusst machen muss. Ich muss sie sozusagen ans Licht holen. Ich mache in diesem Sinn nichts falsch, denn es hat ja einen Grund, weshalb ich tue, was ich tue. Was jedoch nicht bedeutet, dass ich es nicht stimmiger machen kann.

So kann ich einen anderen ablehnen, weil ich das Gefühl habe, dass derjenige mich angreift. Wird mir jedoch bewusst, dass der andere mich gar nicht verletzen kann, höre ich ihm selben Moment auf, ihn abzulehnen, weil die Ablehnung keinen Sinn macht, unnötig ist.

Wie ich mich also organisiere, zeigt erst einmal, was ich für gegeben halte – was sich aber bei genauer Überlegung möglicherweise als unzutreffend herausstellt. Also kann ich dann damit beginnen, mich neu und damit besser zu organisieren.