Angenommen, was der eine für richtig hält, ist für einen anderen falsch. Und umgekehrt. Kommt ja oft vor. Gibt es also nichts Falsches? Ganz falsch, denn beides ist richtig. Erst einmal.
Was ich denke, ist für mich (subjektiv) richtig. Was jedoch der andere denkt, der anderer Ansicht ist als ich, ist für ihn (subjektiv) richtig. Was ist jetzt aber wirklich richtig? Ganz einfach: Erst einmal gibt es zwei Meinungen, seine und meine, die einfach nebeneinander stehen.
Bedeutet das, dass beides stimmt? Oder nur A oder B? Oder gar beides? Oder etwas ganz anderes? Ja, so ein Tetralemma lädt so richtig zur Beliebigkeit ein. Das ist genauso falsch und auch fatal wie die Haltung der Konvention, in der es immer die klare Ja-Nein-Position gibt. Und die Meinungen sollten nicht so nebeneinander rumstehen, denn das hat Auswirkungen auf das, was wir erleben.
Viele übersehen allzu leicht, dass Meinungen, Ansichten und Überzeugungen das eigene Verhalten und damit das Handeln und letztlich die Wirklichkeit gestalten. Oder sie machen sich überhaupt nicht bewusst, welche gewichtige Rolle die eigene Welt im Kopf für ihr Erleben und damit für ihr Leben spielt.
Doch wie bekomme ich heraus, was jetzt wirklich richtig sein kann? Sicher nicht, indem ich die inhaltlichen Überlegungen betrachte und diskutiere, denn das sind nur Symptome, nicht die tatsächlichen Ursachen. Entscheidend ist alleine die Denkstruktur, denn die leitet den Denkprozess.
Ein Beispiel: Ich stelle fest, dass mich jemand geärgert hat und unterhalte mich mit einem angeblichen Freund darüber. Wir werden mit Sicherheit die Wesenszüge dessen, der mich geärgert hat, in epischer Breite erörtern. Oder er widerspricht mir, weil er ganz andere Erfahrungen mit dem Betreffenden gemacht hat.
Dabei ist es ganz einfach. Ich muss nur den Denkfehler erkennen, denn niemand kann mich ärgern, ärgern kann ich mich nur selbst. Erkenne ich das, dann ist es, als würde jemand mit einer Stecknadel auf einen Luftballon einstechen. Mit einem Knall ist er weg. Und ich kann herausfinden, weshalb ich mich in solchen Situationen ärgere.
Wie gesagt, die Situation löst in mir den Ärger aus, nicht der andere. Also kann ich für mich klären, warum ich mich ärgere. Das hat etwas mit meinen Denkstrukturen zu tun. Nur weil ich glaube, dass schwarze Katzen Unglück bringen, wenn sie nachts von links kommen, stimmt das nicht. Es sind und bleiben einfach nur schwarze Katzen, die von links nach rechts meinen Weg kreuzen. Ohne Bedeutung.
Das ist der allgegenwärtige Denkfehler, zu glauben und zu meinen, etwas könne eine immanente Bedeutung haben.