Die gestalterische Form ist entscheidend

Inhalte werden ganz wesentlich durch die jeweilige Form definiert. Was den meisten Menschen wohl erst einmal nicht logisch erscheint. Beschäftigt man sich jedoch einmal intensiv damit, dann ist schnell bemerk- und erfahrbar, dass da etwas dran ist.

Marshall McLuhan hat das in Bezug auf Medien sehr gut beschrieben, auf der (leide nicht mehr gewarteten) Website csszengarden.com ist das gut zu sehen, etwa an diesen beiden Websites:

 

So unterschiedlich sie erst einmal wirken, haben sie doch den identischen Inhalt. Nur wie der Leser den geschriebenen Inhalt aufnimmt, also interpretiert, wird maßgeblich von der Gestaltung definiert. Denn wir sehen ja nicht, was wir wahrnehmen, sondern wir interpretieren, was wir sehen.

Als ich noch als Anwalt gearbeitet habe, habe ich immer sehr darauf geachtet, welches Jacket ich bei welchem Gericht anzog – in der Erwartung, optimal Gehör zu finden. Was auch in der Regel funktionierte.

Und seit ich ein anderes Motorrad fahre, fahre ich auch ganz anders – obwohl der Fahrer der selbe ist wie vorher auch.

Das bedeutet, dass letztlich nicht ich meinen Fahrstil definiere, sondern mein Motorrad macht das. Ich bin sozusagen „nur“ für den Möglichkeitsraum zuständig. Und ich fahre auch anders, je nachdem, wie ich angezogen bin – ordentlich, also korrekt und angemessen – oder eben nicht.

Erst einmal definiere ich die Maschinen, die ich benutze, etwa indem ich sie kaufe, doch dann definieren sie mich über meine Benutzung. Das betrifft alles, womit ich mich umgebe, meine Wohnung, meine Kleidung und so weiter und so fort. 

Ich bin also ein Vasall meines Hab und Gut – und auch wieder nicht, wenn mir das bewusst ist. Ist es mir bewusst, kann ich es vorher gestalten, dann bin ich der Chef. Das bedeutet, ich bin Vasall und Chef in einem – wenn mir bewusst ist, dass ich in der Aktion immer Vasall und nie Chef meiner selbst bin.

Chef bin ich in der Vorbereitung und dann wieder in der Reflexion, dazwischen folge ich widerspruchslos der von mir definierten Form. Was liegt es da näher, als mich bewusst um „meine“ Form zu kümmern und die auch immer wieder zu reflektieren?