Die Sache mit dem naturalistischer Fehlschluss

Ein logischer Fehler mit vielleicht (oder wahrscheinlich?) fatalen Folgen.

Sachliche Dinge, wie etwa eine Farbe, ist ein Fakt, das kann ich wahrnehmen, wenn auch nicht objektiv, aber subjektiv. Fakten wie Farben, Stühle oder Schränke, aber auch Menschen, kann ich feststellen und verbindlich festlegen, denn jeder aus dem selben Kulturkreis wie ich nimmt das Selbe wahr – vorausgesetzt, es wird nicht interpretiert.

Ein Hund ist eben ein Hund und kein Mensch. In Bayern ist das schon anders, da sagt man auch schon einmal über einen Menschen (meist Männer) „A Hund bist fei scho!“. Oder auch „Du Hund!“, was im Gegensatz zur ersten Aussage nicht zwingend ein Lob bedeuten muss. Kommt auf die Betonung an. Was gleichwohl allesamt Verstöße gegen die Logik sind. Ein klarer naturalistischer Fehlschluss, ein Vertauschen von Wert und Fakt. Was leicht dazu führen kann, dass alle aus Bayern kommenden Äußerungen für unlogisch gehalten werden – was gleichfalls ein naturalistischer Fehlschluss wäre. Und auch wenn man dem zustimmt, ist und bleibt es ein naturalistischer Fehlschluss.

Über Fakten kann ich mich einigen, über alles andere nicht, es sei denn, es besteht Konsens. Nur kann auch der fehlerhaft sein, folgt er nicht der Logik der Natur, sondern der Logik menschlichen Denkens. Die Logik der Natur ist immanent, die Logik des Menschen hat idealerweise philosophisch darauf aufzubauen. Es sei denn natürlich, man hält sich für Gott auf Erden. Daraus folgt: Logik der Natur –> Philosophische „Übertragung“ (auf das eigene Erleben) -> Logik, die ich anwende.

Doch damit beginnt die eigentliche Herausforderung: Was bitte ist die Logik der Natur? Darüber lässt sich nicht streiten, allenfalls darüber, was man wissen kann und was belegt ist. Meine Überlegungen dazu beginnen – wie zu erwarten war – mit einem naturalistischen Fehlschluss, nämlich mit der Betrachtung einer gängigen – jedoch für mich unzutreffenden – Annahme, nämlich der Differenzierung zwischen Macro- und Mikrokosmos. Wem das nicht differenziert genug ist, der nehme bitte noch den Nanokosmos hinzu.

Für mich ein naturalistischer Fehlschluss. Unter Mikrokosmos wird üblicherweise die Welt des winzig Kleinen verstanden, im Gegensatz zum Makrokosmos, der Welt des riesig Großen. Dazwischen liegt der vom Menschen direkt wahrnehmbare Bereich, der Mesokosmos. Die Welt des noch Kleineren, unter 100 Nanometer, wird Nanokosmos genannt.

Was bedingt diese Differenzierung? (Für mich) Ganz klar: Die Fixierung der Grenzen der Welt auf die Welt des Wahrnehmbaren ist absolut falsch. Die Grenze der menschlichen Welt wird allenfalls durch das Wahrnehmbare definiert, die Welt also solche – wir wissen  nicht, wo da eine Grenze sein könnte.

Der Makrokosmos wurde seit Entdeckung des Fernrohrs für jedermann (seitens mancher Kirchen eher widerwillig) größer und größer mit und durch Theorien, die sich kaum ein Mensch wirklich vorstellen kann. Nur gedanklich. Das Gleiche gilt für den Mikrokosmos, er hat seine Existenz im Bewusstsein der Menschen in der Erfindung des Mikroskops zu verdanken. Das es Nanoeffekte gibt war lange bekannt, aber nicht als Nanofeffekte, die wurden erst mit der Erfindung des Rastertunnelmikroskops nachgewiesen.

Mit der Quantenmechanik wurden die Türen von der einen zu den Anderen Welten nochmals neu „arrangiert“ (da waren sie ja schon immer), die Quantenwelt kam hinzu, aber eben nur im Bewusstsein der Menschen. Da war sie schon immer. Dazu ein Beispiel:

Der in London ausgestellte „Becher des Lykurgus“ ist ein faszinierendes Beispiel von durch Nanopartikel ausgelösten Farbeffekte. Von außen erscheint der Becher grün. Wenn er aber von innen beleuchtet wird, erscheint der Becher rubinrot  – bis auf den König Lykurgus, der lila erscheint. Die Ursache für diese Zweifarbigkeit ist die Anwesenheit von im Glas befindlichen nanoskaligen Teilchen aus Silber, Gold und Kupfer.

So wie den Römern geht es auch mir, jedenfalls solange mir noch niemand erklären kann, was mein Geist, mein Bewusstsein oder das Leben an sich sind, so lange jedenfalls glaube ich nicht an einer Trennung von Makro – und Mikrokosmos. Die Nanoeffekte des römischen Glasbechers könnte ich ja auch erleben, wenn ich nur einmal nach London fahren, in das Museum gehen und ihn ansehen würde. Also glaube ich nicht an die Trennung von Mikro- und Makrokosmos. Aber wer möchte, kann mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

Daher hat alles, was im Kosmos nachgewiesen werden konnte, für mich Bedeutung, so unwahrscheinlich es auch klingen mag – und zwar unmittelbar! Das ist der Grund, weshalb ich die Erkenntnisse der modernen Quantenphysik zur Grundlage meiner philosophischen Überlegungen mache, wobei man jedoch sehr (!) darauf achten muss, nicht in das Mystifizieren abzudriften. Das ist das Eine. Anfangen werde ich damit, naturalistische Fehlschlüsse zu unterlassen, und das konsequent.

Dass diese Regeln mit unserer Wahrnehmung in der für uns erfahrbaren Welt nicht ohne weiteres kompatibel zu sein scheinen, liegt nicht daran, dass die Regeln falsch wären, sondern daran, dass wir sie in der Regel nicht unmittelbar erfahren. Die Menschen zur Zeit von Galilei dachten noch vielfach, dass sich die Sonne um die Erde drehe. Das lag daran, dass diese Erkenntnis für sie noch hinter der wahrnehmbaren  Welt war – auch gedanklich fehlten ganz einfach die erforderlichen Erkenntnisse.

Was auch sehr viele Menschen scheinbar ausblenden, ist die Tatsache, dass Einsichten ein Prozess des Denkens sind. Und Einsichten brauchen nun einmal Erkenntnis. Ohne das geht es nicht. Ohne Einsicht kann ich das Betreffende nicht denken. Meine Enkel sind erst einmal einsichtig nicht bei rot über die Straße zu gehen, weil sie auf ihre Eltern hören. Später kommt dann die Erfahrung hinzu, wenn sie selbst einmal erlebt haben was passiert, wenn ein Rotlicht missachtet wird. Hoffentlich nicht am eigenen Leib.

Die Schwierigkeit ist, dass sehr viele Dinge, die ich für gegeben halte, nie selbst erfahren habe. Daher ist das andere, dass ich Schritt für Schritt die quantenmechanischen Erkenntnisse anschaue und nach Übereinstimmungen mit meinen eigenen Erfahrungen suche. Auf die kommt es nämlich an – wenn sie auch stimmig sind. Dabei denke ich, dass das absolut kein Problem ist. Wenn ich meinen Ansichten wirklich auf den Grund gehe, komme ich ganz schnell darauf, was ich nur gehört habe – und was ich wirklich weiß.