Gibt es ein Ich ohne Welt? Ja, gibt es.
Viele beschreiben, vor allem im Westen, gerne die Welt ohne Ich, entsprechend der klassischen Physik, doch nur wenige wagen sich daran, ein Ich ohne Welt zu sein. Doch weshalb ist es so bedeutsam, von einem „Ich ohne Welt“ auszugehen?
Es ist eine wunderbare Umschreibung des Beobachters, den wir aus dem Doppelspaltexperiment kennen. Das Messen bestimmt, was gemessen werden kann. Ich bekomme nur die Information, nach der ich suche. Die anderen Informationen sind – für mich – dann nicht verfügbar. Klassischer Fall von Dekohärenz.
Es gibt zwei komplementäre Eigenschaften von Dingen – wie es wohl auch Nagarjuna sah – entweder möglicherweise seiend oder eben aktuell nicht seiend, was aber erst einmal nicht festgelegt ist, sondern nur in einer Wolke namens Wahrscheinlichkeit beide existieren.
Erst wenn der Beobachter aktiv wird und misst, „weiß“ nicht nur er, ob es ist oder nicht ist, sondern die Natur entscheidet sich in diesem Moment für Sein oder Nicht-Sein. So gesehen ist die Quantenmechanik ein erster wissenschaftlicher Versuch, das „Werden“ zu beschreiben; wenn auch nicht der erste überhaupt.
Diese Ehre gebührt wohl dem Ch’an, nur die Menschen begnügten sich allein mit dem gedanklichen Untersuchen. Fakt ist, dass wir wissen, dass Sein ein Werden ist, ein ständiger Prozess der Wandlung.
Es ist ein Gedanke, den wir aus dem Taoismus kennen, dass nämlich das Weiche letztlich über das Harte siegen wird. Anders ausgedrückt: Freies Denken, also ein Denken in Bewegung besiegt mit der Zeit das Bestimmende und Festgesetzte.