Fakten – oder Felder?

Wir sprechen gerne über Fakten, dabei sollten wir viel mehr über „Felder“ sprechen und vor allem sollten wir in Feldern und nicht nur mit Fakten denken.

Es waren die Erkenntnisse über Elektrizität und Optik, die den Stein der Wissenschaft wieder ins Rollen brachte, nur eben in eine neue, bisher nicht bekannte Richtung. Die „Elektriker“ Michael Faraday, James Clerk Maxwell und Heinrich Hertz waren Vorreiter für eine andere Art des Denkens, dachten sie sich doch Gesetze für die „Wandlungen des elektromagnetischen Feldes“ aus.

Dieser Wandel zum Feldbegriff findet sich auch in dem Übergang von Newtons Gravitationsgesetz zu Einsteins Relativitätstheorie wieder. Heute wissen wir, dass das nur der Anfang von viel weitreichenderen Erkenntnissen war. Die Erkenntnis war, dass es keine eindeutigen Aussagen über die Bewegung von Körpern geben kann, sondern es immer darauf ankommt, wer etwas beobachtet und wo es sich befindet

Das finde ich auch. Begriffe sind ja nichts anderes als gedankliche Platzhalter. Spreche ich von meiner Frau, habe ich mit Sicherheit ein anderes Bild vor meinem inneren Auge als meine Tochter. Ich brauche als nur – wie die Physiker – mein Verständnis zu ändern.

Im Gespräch kann es eine unüberwindliche Mauer sein, wenn der eine über Felder spricht, der andere jedoch über Fakten. Das Schwierige ist, das beide oft oder meist die selben Begriffe verwenden – doch etwas ganz anderes darunter verstehen.

Wenn ich zum Beispiel sage „ich sehe nachher meine Frau“, dann könnte darunter verstanden werde, dass ich wüsste, wen oder was ich dann sehen werde. Doch was werde ich dann sehen? Für mich „besteht“ meine Frau aus jeder Menge Erinnerungen – und einer Wolke von Wahrscheinlichkeiten wie sie sein wird, wenn ich sie tatsächlich nachher sehe.

Ich denke, viele Menschen haben klare Vorstellungen von ihren Partnern. Jedenfalls habe ich das im Rahmen von Scheidungen oft erlebt – ich war Anwalt. Da wurde (fast) immer von einer Person gesprochen, die so oder so wäre, jedenfalls eindeutig definiert – und nie überlegt, wie der Prozess zustande kommt, der da zu beobachten ist.

Das ist auch unmöglich, denn wer kennt schon das innere mentale Leben eines Menschen? Ich habe schon Schwierigkeiten, mir über mein eigenes mentale Leben wirklich klar zu werden. Ganz abgesehen davon, dass ich aus der Vergangenheit nicht schließen kann, wie sich jemand zukünftig verhalten wird – auch ich selbst nicht. Und ich darf auch nicht übersehen, dass mein eigenes Verhalten die Reaktionen des anderen beeinflussen wird – ob ich mir dessen bewusst bin oder nicht.

Diese Wahrscheinlichkeiten dessen, was zukünftig sein könnte – und nie sein kann – kann ich  nicht über Fakten, sondern nur in Feldern „definiert“ werden.