Was sehe ich, wenn ich etwas sehe? Und wann erkenne ich etwas?
Der Schrank ist für mich kein Schrank „an sich“, sondern es ist nur deswegen ein Schrank, weil ich die entsprechende Information darüber habe. Als ich noch nicht wusste, dass es Schränke gibt, bin ich ihnen trotzdem aus dem Weg gegangen oder wahrscheinlich gekrabbelt, weil ich etwas gesehen habe – aber keinen Schrank. Ich habe tatsächlich eine Information erhalten, nämlich eine Farbinformation.
Weil ich geschaut habe. Daher ist zu sehen erst einmal die Frage, was da ist. Dann bekomme ich die entsprechende Information und ich weiß dann, was ich sehen. Wenn ich nicht fragend schaue kann es mir schon mal passieren, dass ich gefragt werde, ob ich denn das Auto nicht gesehen hätte, das von rechts kam und bremsen musste.
Aber zurück: Später habe ich dann noch durch Erfahrung die Information dazu bekommen, dass ich in einem Schrank Dinge deponieren, herausholen oder auch verstecken kann. Und irgendwann hat mir jemand beigebracht, dass man so etwas als Schrank bezeichnet. Also sehe ich heute keinen Schrank, sondern ich verfüge über die Information „Schrank“.
Was ja Einsteins Frage, ob der Mond auch da sei, wenn keiner hinschauen würde, sehr interessant macht. Dann wäre da zwar Quantenpampe, aber kein Mond, dafür müsste auch die Information da sein. Ist aber nur eine angenommene Information, wenn keiner hinschaut.
Wenn die letzte Information von meiner Frau beispielsweise die war, dass sie gut gelaunt ist, bedeutet das nicht, dass die noch immer aktuell ist. Vielleicht hat sie sich ja über etwas geärgert? Also gibt es auch hier nur Wahrscheinlichkeiten.
Eine Information habe ich nur, wenn die auch wirklich ausgetauscht werden kann und auch wird. Sonst ist es immer nur Spekulation, und Spekulatius mag ich nicht sonderlich.
Einen Gegenstand wahrzunehmen, also die Informationen zu bekommen, die ich über meine Sinne wahrnehmen kann, ist nur der erste Schritt, einen Schrank mache ich daraus, indem ich die mir zur Verfügung stehenden Informationen mit meinem mentalen Repräsentationssystem abgleiche. Ich muss also erst einmal wissen, was ein Schrank ist, um einen Schrank erkennen zu können.
Sehen ist das Eine, das Andere ist zu erkennen. Dummerweise meinte ich früher, dass etwas sehen würde, wenn ich sensorisch wahrnehme. Das Erkennen war ganz einfach implizit in mir und war mir nicht weiter bewusst.
Indem ich die internale, gedankliche Erkenntnis ausblendete und den Prozess der Wahrnehmung vermeintlich allein auf das sensorische Wahrnehmen reduzierte, blendete ich den eigenen, internalen Anteil daran aus mit dem Ergebnis, dass ich das Wahrgenommene allein auf externale Gründe zurückführte – die Fragmentierung war geboren.
Was ich mit anderen Lebewesen (und nicht nur Menschen) erlebe, besteht idealerweise aus einer kompletten Kommunikation. Der Andere sagt etwas oder verhält sich auf eine bestimmte Art und Weise und ich muss schauen, ob och das wirklich korrekt wahrnehme, also auch meine gedankliche Interpretation seines Ausdrucks korrekt ist.
Jede Kommunikation ist also eine Einheit mit mindestens zwei Elemente, die Informationen austauschen. Eine Beziehung gelingt also nur dann, wenn der Informationsaustausch nicht durch einseitige Interpretationen behindert wird und die jeweilige Interpretation absolut korrekt ist – worüber im Dialog zu reden ist. Verstehen kann ich jemand anders also nur dann, wenn ich ihn offen frage, was er denkt und ihm zuhöre, jedoch nicht, wenn ich ihm mit Bewertungen und Beurteilungen begegne.
Intuition genügt dafür in unserer durch Menschen geprägten Welt nicht mehr. Aber wir können wenigsten für Klarheit in unserer Sprache sorgen und nicht herum schwurbeln und auch den Konjunktiv vermeiden, wo er nicht angebracht ist.
Information ist, richtig verstanden, der Grundbaustein für Kommunikation, Beziehung und Verständnis. Was übrigens auch die moderne Physik so sieht. Anton Zeilinger hält Information für wesentlicher als Materie. Für ihn ist Information identisch mit Wirklichkeit.
Etwas wissen kann man nur, wenn man die Information erfragt und auch bekommt.