Wie konkret ist die Gegenwart?
„An der scharfen Formulierung des Kausalgesetzes „Wenn wir die Gegenwart kennen, können wir die Zukunft berechnen“ ist nicht der Nachsatz, sondern die Voraussetzung falsch.“ Das sagte Werner Heisenberg, als er das Phänomen der Unbestimmtheit erkannte. Die Gegenwart ist und bleibt unbestimmt. Aber ist das wirklich so? Ja, es ist so.
Angenommen, ich gehe in eine Pizzeria und will mir eine Pizza und etwas zu Trinken bestellen. Zwar habe ich normalerweise eine Idee im Kopf, was ich gerne hätte, nur was sollte mich daran hindern, mich „spontan“ umzuentscheiden, solange ich auf die Bedienung und ihre Frage, „Was ich denn gerne hätte?“ warte? Nichts! Also ist meine Gegenwart hinsichtlich Pizza und Getränk unbestimmt.
Mein Wunsch ist dann in der Welt, wenn ich ihn ausgesprochen habe. Oder wenn ich etwa beabsichtige, freundlicher zu sein. Das „ist“ erst dann, wenn ich es tatsächlich bin. Doch dann ist es nicht mehr Gegenwart, sondern Vergangenheit. So wie ich gerade die Absicht hatte, das Wort „Absicht“ zu schreiben. In dem Augenblick, in dem ich es tue, ist es schon Vergangenheit.
Gegenwart ist nicht mehr als eine juristische Sekunde, also nur die Trennfolie zwischen gedachter Zukunft in Form meiner Absichten und der Vergangenheit. Was ich lange Zeit für Gegenwart gehalten habe, ist tatsächlich Vergangenheit. Doch wo gehört meine Intention hin, meine Absicht? Das ist meine Gegenwart!
Es ist das Wahrscheinlichkeitsfeld, das allein in der Gegenwart existiert, die ich aber noch nicht erlebe. Dumm nur, wenn ich mich bereits in diesem Feld oder Raum festlegen will, etwa wenn ich über etwas nachdenke. Ich befinde mich also idealerweise exakt auf der Schranke zwischen Kohärenz und Dekohärenz. Hier nochmal das Bild zur Erinnerung:
Dann, und nur dann, bin ich in der Gegenwart. Keine Vorstellungen über Zukünftiges, keine Erinnerung an Vergangenes, denn das würde mich sofort auf etwas festlegen, worüber ich nachdenke, auch keine Beurteilungen oder Bewertung, Ich darf mich einfach nur nicht festlegen. Dann – und nur dann – kann ich wahrnehmen, was ist, ohne dabei den Raum des Möglichen zu verlassen.
Mit anderen Worten: Gegenwart und Kohärenz entsprechen sich. Also absolut konkret, aber nicht festgelegt in dem, was ich denke oder tun werde!