Das, was mich ausmacht. Es ist nicht nur Hui-Neng, der sagt, dass das ursprüngliche Wesen an sich Reinheit und Ruhe ist und nur das Sehen und Abwägen der Umstände den Geist verwirrt. Doch weshalb ist das so? Ist, jedenfalls für mich, nicht so ganz einfach zu verstehen.
Also will ich das einmal aufdröseln, vielleicht verstehe ich es dann besser. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass weltanschaulicher Glaube vor allem für eine innere Sicherheit steht, die keines Beweises bedarf – demgegenüber steht ‚exakte‘ Wissenschaft für die Suche nach überprüfbaren Fakten (und Theorien), die aufgrund ihrer Natur keines Glaubens bedürfen.
Nur: Stimmt das überhaupt? Genügt es nicht, mir meiner selbst sicher zu sein, einfach weil ich da bin und auf diesen Bildschirm schaue und meine Gedanken in Worte fließen sehe? Einstein hatte ja die umgekehrte Schwierigkeit. Die Frage, ob der Mond da sei, wenn keiner hinschaut, hat ihn ja sein Leben lang umgetrieben. Ganz nach dem Motto „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“.
Ein Gedanke, denn nicht nur die Wissenschaft immer wieder für sich in Anspruch nimmt, sondern auch metaphysische Theorien, im Falle Einsteins, dass Gott eben nicht würfle. Was also tun? Das Einfachste ist ganz offensichtlich der Natur zu folgen, auch wenn ich vieles nicht verstehe und nicht erklären kann.
Die Hürde ist dabei alles ‚erklären zu wollen oder zu können’, statt mich einfach auf die Dinge einzulassen, wie sie sind. Wobei ich gestehe, dass mir das viel leichter fällt, wenn mir die Erkenntnisse der modernen Physik sozusagen Rückendeckung geben.
Mittlerweile gehe ich definitiv davon aus, dass Geist die Materie organisiert. Dabei ist der Geist ein in sich differenziertes Eines, wie es Hans Peter Dürr nennen würde. Ich bin mir bewusst, dass dieser Geist einen kollektiven wie einen individuellen Aspekt hat. Den kollektiven Aspekt hat Jung mit Synchronizität zu umschreiben gesucht, Physiker haben das – für mich – identische Phänomen in der Verschränkung festgestellt und mittlerweile auch nachgewiesen.
Daraus folgt, dass ‚ich’ immer für mich entscheide, wie ‚ich‘ ‚mich‘ organisiere – und das ist nicht bestreitbar, doch dieses ‚ich‘ und das ‚mich‘ ist nur eine Frage der Perspektive und tatsächlich gibt es das nicht. Wenn ich denke, dass ich und die Welt eins sind, dann führt das leicht zu Allmachtsphantasien, die sich als regelrechte Rohrkrepierer sehr zerstörerisch (nicht nur) in meinem Leben auswirken – und nicht nur können.
Die kriegerische Metapher „Rohrkrepierer“ ist übrigens durchaus angebracht, denn alle egoistischen und gewalttätigen Phänomene in der Welt sind auf Allmachtsphantasien zurückzuführen. Jedenfalls ist das meine Überzeugung. Wobei ich den Gegenpol der vermeintlichen Schwäche dazu zähle, denn eine Allmachtsphantasie braucht zwingend die Schwäche, um existieren zu können.
Was in ‚meinem’ Geist vorgeht, gestaltet oder organisiert nicht nur mich, sondern auch die Welt, so wie der kollektive Geist auch mich beeinflusst.