Das Tor zur Kohärenz. Statt einer langen Erklärung zur Bedeutung von Kohärenz und Dekohärenz erst einmal ein Bild:
Dekohärenz ist kein alleiniges Phänomen der Quantenphysik, das zur unvollständigen oder vollständigen Unterdrückung der Kohärenzeigenschaften quantenmechanischer Zustände führt. Dekohärenzeffekte ergeben sich, wenn ein bislang abgeschlossenes System mit seiner Umgebung in Wechselwirkung tritt.
Das ist auch im alltäglichen Leben so. Sobald einzelne Lebewesen in Beziehung zueinander treten, interagieren diese miteinander. Wie sie miteinander interagieren, das definiert ihre Form, nicht die darauf zurückzuführenden Inhalte. Viel besser als Schrödingers Katze finde ich da das Beispiel des Spiels. Niemand würde ein berechenbares Spiel spielen, nur die, die immer gewinnen oder immer verlieren wollen.
Ein Spiel ist offen, ein System voller Wahrscheinlichkeiten. Ausgang ungewiss, selbst bei Bayern München. Die gewinnen ja nur deswegen, weil die Fahne mitgeht, wie es in dem argentinischen Fußballlied heißt. Das heißt, sie haben eine „Gewinnform“. Die übrigens durchaus auch manche Menschen haben.
Diese „Gewinnform“ hat verschieden Aspekte; Ansichten, Wissen, Überzeugungen bis hin zum Selbstbild. Das alles beginnt mit einem Prinzip, das nicht übersehen werden darf: Ordnung. Unordnung wie auch zwanghafte Ordnung sind die Garantie für Dekohärenz. Beides legt mich fest, ich kann mich nicht mehr frei entscheiden. Ist mein Schreibtisch unordentlich, sind all die Dinge davon in meinem Kopf und beschäftigen mich.
Auch überquellende Ordner mit Texten machen mir es schwer, den Überblick zu behalten. Also fange ich dann erst einmal an zu sortieren. Zu wissen, wo sich die einzelnen Teile befinden, ermöglicht mir Zusammenhänge zwischen ihnen zu erkennen und sie eventuell neu und anders zu arrangieren, um so zu mir bisher verborgenen Erkenntnissen zu kommen.
Was ich auch mache, ich kann es nur dann gut machen, wenn mich innerhalb der jeweiligen Ordnung bewege. Weshalb mache ich Feldenkrais-Übungen? Weill ich die vorgegebene Struktur des Skeletts nutzen will. Ich „brauche“ also die geordnete Bewegung, um mich gut bewegen zu können. Nicht anderes ist es auf dem Motorrad. Bremse ich auf Schotter mit eingeschlagenem Lenker vorne, liege ich sofort auf der Nase. (Was ich auch kürzlich machte.)
Es gibt auch für diese Situation eine Struktur, die ich nur dann einhalte, wenn ich mich ganz auf die Situation konzentriere – eben auch Ordnung in meinem Kopf habe und nicht mit etwas anderem beschäftigt bin. Eine andere Beschreibung für gedankliche Unordnung. Konzentriere ich mich auf die Situation, nehme ich nichts Spezifisches wahr, sondern alle Möglichkeiten der Entwicklung – ein klassischer Fall von Kohärenz.
Ich kann mich nur dann konzentrieren, wenn ich mich an die jeweilige Ordnung halte. Vorher. Dazu gehört auch, dass ich gedanklich Ordnung halte, was ich aber nur kann, wenn ich mich nicht durch Unordnung ablenke. Das ist dann „meine“ Form, die letztlich bedingt, wie ich mit den Ereignissen in meinem Leben begegne.