Psyche am Limit

Wo ich hinschaue – Angst, Psychosen, Traumata. Nur was bedeutet das für mich? Gerade habe ich gelesen, dass das neue Gehirn & Geist Dossier diesen Titel trägt, natürlich ohne den Nachsatz, was das für mich bedeutet.

Ich könnte vielleicht etwas dazu erzählen, war mein Leben doch lange Zeit davon geprägt, von Ängsten und Traumata. Und einige würden sicherlich nicht bestreiten, dass ich auch so die eine oder andere Psychose mein eigen nannte. Schließlich lebte ich in einer gedanklichen Welt, die nur wenig mit der Realität zu tun hatte. Einen gewissen – oder doch gewaltigen – Realitätsverlust konnte ich eigentlich nicht verleugnen.

Eigentlich, weil ich die gedankliche Welt, in der ich lebte, für die Wirklichkeit hielt. Was jedoch unzutreffend war. Es dauerte jedoch, bis ich das erkannte. Was meine Ängste, meine Psychosen und was mein Trauma war, das erzähle ich einem anderen nur, wenn ich bedauert werden möchte.

Denn wirklich entscheidend war, wie ich aus diesem Fliegenglas wieder herausgefunden habe. Jedenfalls hoffe ich, dass ich nicht mehr drin stecke. Also ich machte es wie die gefangene Fliege idealerweise tun würde, ich suchte nicht die Freiheit davon (für die Fliege wäre das das Licht), sondern drehte mich um und fragte mich, wie ich in diesen Schlamassel hineingeraten konnte.

Die Tür nach draußen war ganz einfach die, durch die ich hineingekommen war. Nur diese Tür hat ja zwei Seiten. Und die sind sehr unterschiedlich, ist diese Tür die Eingangstür zum Fliegenglas, dann steht da in fetten Buchstaben „Wahr ist, was ich erlebe!“.

Ist es hingegen die Ausgangstür, dann steht da in normaler Schrift eine Frage: „Woher weißt du, was wahr ist?“ Die Tür selbst ist nichts anderes als das Tor zur Wahrheit. Durch dieses Tor sollte ich besser nicht gehen, will ich nicht in einer Illusion landen, denn es gibt einfach keine Wahrheit.

Es ist das Streben nach Sicherheit, dass wir in die Falle gehen. Wir wollen wissen, was wahr ist und dass die Zukunft bitte keine Überraschungen bietet. Außer natürlich an Geburtstagen, da schon. Statt dass wir das Leben einfach als ein faszinierendes und herausforderndes Spiel ansehen würden! Was jetzt nicht bedeutet, dass es nicht auch ein ernstes Spiel sein kann. Kommt darauf an, wen ich gerade als Spielpartner habe und vor allem, wie ich selbst drauf bin.

Doch wie habe ich das hinbekommen in einer Illusion zu leben und mir permanent ein X für ein U vorzumachen? Darin sind wir Menschen ja Weltmeister, sagen jedenfalls die Wissenschaftler. Und ich war definitiv sehr gut darin. Also hörte ich auf viel gedanklichen Lärm zu machen, denn wenn ich das tue, bin ich in Wahrheit sehr leer in meinem Inneren und in meiner Seele klafft ein großes schwarzes Loch, dem ich durch den Lärm zu entfliehen suche.

Statt dessen hörte ich auf nach Wahrheit zu fragen und untersuchte statt dessen, was wirklich ist und wovon ich ausgehen kann. Vor allem lernte ich still zu sein und zu hören, was es da zu hören gibt – jenseits meiner Beurteilungen und Annahmen. Einfach sehen, was ist, ohne Kommentar. Das, was wirklich ist zeigt sich dann unmittelbar. Wie sagt doch Jiddu Krishnamurti?

„Rechtes Verstehen kommt plötzlich und unerwartet, wenn du einfach passiv bist. Nur wenn du still bist, kommt die Welle des Verstehens.“

Das ist ganz offensichtlich die Kunst, die es für mich zu lernen galt: Still werden, still sein.