Was ist eigentlich denken?

Viele gehen ganz selbstverständlich davon aus sie wüssten, was „denken“ ist. Doch wissen wir das überhaupt? Oder ist es nur eine Annahme?

Schrödinger geht in einem Vortrag darauf ein, dass die Physiker und Denker seit den alten Griechen davon ausgingen, dass, wie Leukipp, ein Zeitgenosse von Sokrates, sagt „kein Ding ohne Ursache entsteht, sondern eben alles aus einem bestimmten Grund und dem Druck der Notwendigkeit entsteht.“

Dieser uralten Lehrmeinung waren die Physiker lange verpflichtet und auch heute noch entspricht es dem Common Sense. Nur dem ist eben nicht so. Wie Schrödinger selbst sagt, dass etwa Elektronen „innerhalb sehr weiter Grenzen als unbestimmt zu denken sind“.

Doch wo ist die Grenze zwischen „bestimmt“ und „unbestimmt“? Und gibt es überhaupt eine Grenze, sondern legt etwas ganz anderes fest, was bestimmt und was unbestimmt ist? Jedenfalls, so Schrödinger, kann ein Elektronen keinesfalls denken können, es also nicht zwischen diesen beiden Zuständen bestimmt und unbestimmt unterscheiden, sich also ein Uranatom nicht entscheiden kann, ob es zerfällt oder (noch) stabil bleibt.

Dazu ist vielleicht zu ergänzen, dass Schrödinger seine eigene Gleichung für „eigentlich“ unvollständig hielt. Doch heute wissen wir, dass er recht hatte, auch wenn er das selbst nicht so sah. Wie Einstein, dem die Quantenmechanik auch schlicht ungeheuer war.

All das bringt Schrödinger am Ende seines Vortrags zu der Aussage, dass Elektronen nicht denken würden. Eine sicher zutreffend Aussage, die jedoch eine ganz andere Frage aufwirft: Was ist denken überhaupt?

Nur zur Erinnerung: Wir haben ja noch immer keine Ahnung, was Bewusstsein ist. Andererseits halten sich wohl die meisten Menschen für bewusst, wenn sie meinen, zu denken. Was ja irgendwie nicht stimmen kann, wenn sie überhaupt nicht wissen können, was Bewusstsein ist.

Im Ch’an geht man ganz selbstverständlich davon aus, dass man sich nicht bewusst ist, was man denkt, wenn man wirklich denkt – Denken durch NichtDenken sagt man dazu. Ganz anders, wenn es um das reflektierende Nachdenken geht – etwas vollkommen anderes, was mit „Denken“ wenig gemein hat.

Instinkt, Intuition, Intelligenz, alles Begriffe, bei denen viele meinen, die seien definiert. Was sie aber nicht sind. Ich denke, dass das „Problem“ darin begründet ist, dass wir Menschen uns der übrigen Natur überlegen fühlen, was wir aber nicht sind.

Was ist denn Denken andererseits, dass ich die mir zur Verfügung stehenden Informationen mit meinen (Denk-) Strukturen einordne und dann eine Entscheidung treffe (die ich übrigens nicht bewusst treffe, Benjamin Libet lässt grüßen) – wie es auch eine Fliege oder eine Pflanze macht, die von einem Schädling befallen wird und sie „spontan“ ihre Giftproduktion ankurbelt.

Also, wenn ich denke, konnten meine Enkel im Säuglingsalter definitiv auch schon denken, nicht anders wie meine Hunde. Für mich ist zu denken nichts anderes als ein Reiz-Reaktions-Muster, das immer komplexer agiert, je mehr (idealerweise zutreffende und stimmige) Wissensinformationen vorhanden sind.

Nichts anders ist denken. Also für mich. Wenn etwa Anton Zeilinger mittlerweile Information für den Urstoff des Universums hält, dann bedeutet das letztlich, dass wir einfach noch nicht wissen, was das in letzter Konsequenz bedeutet. Die Welt ist nicht nur materiell – es gibt mehr, als man in den Naturwissenschaften sehen und messen kann.

Was mich jetzt aber nicht verleiten darf, mich in Spekulationen und Mystizismus zu ergehen!