Wenn die eigene Kultur dagegen steht

Die größte Hindernis auf meinem Entwicklungsweg war wohl meist, dass ich meine aktuelle Kultur zwar als hinderlich und nicht zielführend erkannte – aber keine Alternative dazu wusste. Also suchte ich bei Philosophen, Hui Neng, Hang Po,Krishnamurti, Fromm, Jung, Gruen und wie sie alle heißen. Aber wirklich geholfen hat mir das nicht. 

Ich erkannte zwar, dass zum Beispiel Krishnamurti nicht zu widerlegen ist, jedenfalls nicht von mir – doch das änderte für mich nichts wirklich. Es machte meinen Ärger über mich selbst nur noch größer, weil ich nicht so sein beziehungsweise denken konnte wie er.

Ich verstand ihn zwar, stimmte ihm auch meist nach einigem Nachdenken vorbehaltlos zu; nur selbst so zu denken – damit haperte es gewaltig, vor allem im alltäglichen Geschehen und dann ganz besonders, wenn einfach keine Zeit zum Nachdenken war. Was mir im Weg stand, war ganz einfach meine eigene Kultur.

Mit Kultur bezeichnen wir im weitesten Sinne alle Erscheinungsformen unseres menschlichen Daseins, die auf bestimmten Wertvorstellungen und erlernten Verhaltensweisen beruhen und die sich wiederum in der dauerhaften Erzeugung und Erhaltung von Werten ausdrücken – als Gegenbegriff zu der nicht vom Menschen geschaffenen und nicht veränderten oder manipulierten Natur. 

Nur warum war es so schwierig, meine Kultur weiterzuentwickeln? Das begriff ich, als ich mit 65 Motorradfahren lernte. Das Alter ist dabei wichtig, denn mit 18 / 20 macht man das ganz locker, da sind noch nicht so viele Muster im Gehirn einzementiert. Mit anderen Worten: das Motorradfahren brachte mich an meine mentalen Grenzen, die Voraussetzung, um in einen Flow zu kommen.

Das Spannende bei dem Flow-Phänomen ist, dass ich in diesem Zustand wirklich ich selbst bin, da mein Denken dann zwar nicht ausgeschaltet ist, ich mich aber in dem Modus des Denkens durch NichtDenken befinde. Und wenn ich dann bereit bin, danach mich selbst zu reflektieren, dann komme ich weiter.

„Ich habe überhaupt kein Interesse, mich mit anderen zu messen.
Der Einzige, den ich jeden Tag übertreffen möchte, bin ich selbst.“
Daniel Craig