Wo steht die Gesellschaft?

Befindet sich unsere Gesellschaft gerade in der Pubertät? Mir kommt es jedenfalls so vor. Die Eltern, also Politik, Wirtschaftssysteme, Spezialisten und die Presse werden mehr und mehr hinterfragt und in Frage gestellt. Die reagieren, wie das Eltern nun mal so tun, mit einem manchmal frustrierten und teilweise auch genervten Beharrungsvermögen.

Die Kinder, also die Bürger und Bürgerinnen fühlen sich mehr und mehr eigenmächtig und wollen machen, was sie wollen und nicht, was andere ihnen sagen, was sie zu wollen hätten. Das Problem ist nur, dass sie, die Bürgerinnen und Bürger, also wir alle, uns oft so verhalten, wie das Jugendliche tun, die ein Problem mit den Eltern haben. Sie hören nicht mehr auf sie, aber sie haben noch nicht die Erfahrung, wie es denn nun richtig wäre.

Ich selbst bin ja ein Kind der 68er und wollte alles anders machen als meine Eltern, nur um am Ende zu merken, dass ich es so ziemlich exakt wie sie auch gemacht habe. Ganz einfach, ich hatte ihren Denkfehler von ihnen „gelernt“ und spät erkannt. Ich habe noch wie sie auf der Basis eines mechanischen Weltbildes gedacht. Blöd.

Das Problem, das wir aktuell haben, kann man, finde ich, sehr gut durch die Analogie mit einem Körper umschreiben. Die einzelnen Organe haben einen konkreten Job und liefern ihre Arbeit für oder in das Gesamtsystem ab. Ich bin der festen Überzeugung, dass mein Herz keine Ahnung hat, wie die Semmel von vorhin zu verdauen ist. Und mein Magen und der Darm währen wohl ziemlich hilflos, wenn sie jetzt wissen müssen, wie man das Blut mit Sauerstoff versorgt.

Ein einzelnes Organ und erst Recht eine einzelne Zelle ist hochgradig spezialisiert und macht seinen beziehungsweise ihren Job. Das Gehirn ist dabei nicht der Chef, sondern nur eine Stelle, an der die Informationen zusammenlaufen und weiter gegeben werden, so eine Art Kommunikationsfirma mit angeschlossenem Versandhandel.

In meinem Körper gibt es keinen Chef, da hersaht absolute Anarchie, perfekt organisiert. Anarchie bedeutet natürlich nicht, dass alles basisdemokratisch entschieden werden müsste und jeder bei allem etwas beizutragen hätte. Ganz sicher nicht. Und es funktioniert, sofern sich nicht mal wieder meine Psyche einmischt und Blödsinn veranstaltet. Also ich finde, das wäre etwas, worüber wir nachdenken könnten. Wie ließe sich ein solches in perfekter Harmonie miteinander arbeitendes anarchisches System organisieren.

Das ist wohl ein heikles Thema, denn es bedeutet, einander blind vertrauen zu können. Aber das kann man lernen, auch wenn unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit andere sind. Andererseits, ws haben wir für Alternativen? Ich finde keine.