Reflexion der Sprache

Wie kommt die Wirklichkeit in Sprache und Denken? Ein sprachphilosophisches Thema, das leider nicht jedermanns Sache ist. Vor allem Dialekte selbst sind ja schon Konzepte und Frames – die es einmal zu hinterfragen gilt. Was sage ich damit aus, wenn ich etwas sage – und will ich das wirklich sagen?

Sprache ist – erst einmal – nichtbewusst organisiert, eben „gelernt“. Durch diese Organisation von Konzepten und Frames organisiert wiederum die Sprache unser Denken – und damit unsere Wirklichkeit. Denn Wirklichkeit ist letztlich nicht, was ich sehe, sondern wie ich mich dazu in Beziehung setze, also was ich darüber denke – und was ich entsprechend kommuniziere.

Denke ich über mein Wertesystem nach, ist es vielleicht am einfachsten, mir meine Sprache einmal genau anzusehen. Wenn jemand einen Text „zu kompliziert“ findet, liegt das vielleicht daran, dass er nicht wirklich kompliziert zu verstehen ist, sondern „nur“ ein anderes Wertesystem als das eigene kommuniziert? Das gilt vor allem dann, wenn ich mich mit grundlegenden Gedanken und nicht nur mit seichtem Smalltalk beschäftige.

Woran aber kann ich mich orientieren, will ich meine Sprache und damit vor allem mein Denken reflektieren? Vielleicht müssen wir unserer Sprache wie Hilde Domin in dem Gedicht Linguistik zutrauen, die Fähigkeit in sich zu tragen, zum direkten Gespräch mit der Natur befähigt zu sein. Wenn wir schon lernen können, mit einem Obstbaum zu reden, wie viel leichter sollte es uns da fallen, mit anderen Menschen zu reden, wirklich zu reden!

Du mußt mit dem Obstbaum reden.

Erfinde eine neue Sprache,
die Kirschblütensprache,
Apfelblütenworte,
rosa und weiße Worte,
die der Wind
lautlos
davonträgt.

Vertraue dich dem Obstbaum an
wenn dir ein Unrecht geschieht.

Lerne zu schweigen
in der rosa
und weißen Sprache.

Vielleicht müssen wir auch eine Sprache erfinden, die das Feld der klassischen Physik, der Fragmentierung, der Trennung und der Definition zu verlassen, um in das Feld der Quantenphysik zu wechseln, um so denken zu lernen, dass wir in die Welt der Quanten eintauchen können und nicht nur den Begriff Quanten an alle möglichen Begriffe dranzuhängen.

Daher nähere ich mich dem Thema vorsichtig und kläre erst einmal die Grundfragen:

    • Welche Rolle spielt die Sprache beim Erkennen der Welt?
    • Wie bestimmt Sprache das Bewusstsein?
    • Wie funktioniert das Zusammenspiel von Sprache und Denken?
    • Wie wird die menschliche Welt durch Sprache geformt?
    • Wird durch die Sprache eine bestimmte Weltsicht vermittelt?
    • Welche Rolle spielt die Sprache bei der Art und Weise, wie wir uns ein Bild von der Wirklichkeit machen?
    • Gibt es einen Unterschied zwischen dem Erlebnis und dem Erlebnisinhalt von der Wirklichkeit?
    • Ist die Widerspiegelung der Wirklichkeit (in Sprache und Denken) etwas anderes, als die Wirklichkeit selber?

Sich mit den Gedanken von Laurent Verycken oder anderen zu beschäftigen ist da sehr hilfreich, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Sprache zu schärfen. Das deckt die eigenen Konzepte und Frames auf – und was kann mir besseres passieren als das?