Erklären können oder wissen

Manches kann ich wissen, aber nicht erklären. Wissen kann ich also nur, was ich selbst erlebt habe. Was dann einem dann schnell mystisch erschein, der es nicht weiß und nicht erlebt hat. Was es aber nicht ist.

Daher ist Motorradfahren auch nicht mystisch. Nur lässt sich das, was dabei „passiert“, nicht erklären, nur beschreiben, und das auch nur mit Worten, was bekanntlich immer eine Reduktion des ursprünglich Gedachten auf einige wenige Gedanken bedeutet. Kommunizieren können wir immer nur die oberste Schicht. Leider.

Allzu leicht vermischen wir in unseren Gedanken Mystisches, etwa die Gedanken von Meister Eckhardt, mit einer tatsächlichen Erfahrung der Wirklichkeit. Mystik ist ein Begriff, der sich auf eine spirituelle Erfahrung oder Praxis bezieht, die darauf abzielt, eine direkte Erfahrung oder Erkenntnis von Gott, dem Göttlichen oder dem Transzendenten zu erlangen. Es ist eine Erfahrung, die jenseits der rationalen Erklärung oder des Verständnisses liegt und oft als unbeschreiblich beschrieben wird.

Mystische Erfahrungen sind also weder erklär- noch verifizierbar, nur individuell erfahrbar. Bedauerlicherweise lässt sich das, was die obere Hälfte des Motorrades beim Fahren erlebt, also der Mensch auf dem Motorrad, auch nicht erklären, aber mit einiger Praxis sehr wohl verifizieren. Daher ist Motorradfahren nicht mystisch.

Auch Ch’an ist nicht mystisch, nur nicht erklärbar. Aber sehr wohl verifizierbar – wenn man sich darauf einlässt. Oder die Quantenphysik, da ist es auch so. Die Quantenphysik wird zwar manchmal als mystisch bezeichnet, da sie Konzepte enthält, die schwer zu verstehen und zu erklären und die nicht unmittelbar wahrnehmbar sind. Einige dieser Konzepte, wie die Superposition und die Verschränkung von Quantenzuständen, scheinen auf den ersten Blick unlogisch und widersprüchlich zu sein.

Leider haben einige versucht, die Quantenphysik mit spirituellen oder mystischen Konzepten zu verbinden, was ich für mich ablehne, da sie nicht auf empirischen Beweisen basieren und oft spekulativ sind. Es ist wichtig zu beachten, dass die Quantenphysik eine wissenschaftliche Theorie ist, die auf experimentellen Beobachtungen und mathematischen Modellen basiert, auch wenn sie Konzepte enthält, die schwer zu verstehen sind, ist sie keine mystische oder spirituelle Lehre.

So wenig wie Ch’an. Ch’an (auch bekannt als Zen) ist eine Form des Buddhismus, die sich auf die direkte Erfahrung der Wirklichkeit konzentriert und die Erleuchtung durch Meditation und Achtsamkeit anstrebt. Einige betrachten Ch’an leider als mystisch, da es sich auf die Erfahrung des Unbeschreiblichen und Unfassbaren konzentriert, doch immer verbunden mit der praktischen Anwendung des Erkannten im täglichen Leben.

Also kann ich feststellen, dass Ch’an, Quantenmechanik und auch das Motorradfahren eines gemeinsam haben: Die Erfahrung dessen, was wirklich ist. Und das ganz ohne mystisches Klimbim. Ich beziehe mich immer wieder auf das Motorradfahren, weil es die einzige Praxis ist, die mich unmittelbar erfahrbar in Kontakt mit der Wirklichkeit kommen lässt. Das ist so, weil die Kriterien eines Flow hier „erfüllt“ sind: Die Gefahr der Über- wie der Unterforderung.

Was ich bei vielen Quantenphysikern, Motorradfahrern und auch bei anderen Flow-Praktizierenden, wie etwa Fremclimbern, leider auch bei manchen, die sich mit Ch’an beschäftigen, ist die praktischen Anwendung oder Umsetzung des Erkannten im täglichen Leben.